1. Die Gemeinsame Normdatei (GND) – Ist-Stand
Die Gemeinsame Normdatei (GND) ist die kooperativ gepflegte Sammlung von Normdaten für Namen, Personen, Familien, Körperschaften, Werke und Schlagworte. Die Datenbank ist bei der Deutschen Nationalbibliothek implementiert, die auch die technische Betreuung leistet. Inhaltlich wird sie getragen von zahlreichen Normdatenspezialisten in Bibliotheken Deutschlands, Österreichs und der Schweiz; die Arbeitsstelle für Standardisierung bei der DNB übernimmt eine Koordinierungsfunktion. Zunehmend beteiligen sich auch Spezialisten aus nichtbibliothekarischen Communities an der Erstellung von Normdaten, z.B. aus Archiven und Museen.
Die praktische Arbeit in der GND
Die Neuerfassung von Normdatensätzen oder das Ändern bestehender Sätze erfolgt in direkter Eingabe in die Datenbank entweder unter Verwendung der OCLC-Pica-Clientsoftware WinIBW (Pica-Verbünde) oder mit der eigens für diesen Zweck entwickelten Online-Normdatenschnittstelle (Aleph-Verbünde). An der Erstellung beteiligen sich sowohl Formal- als auch Sacherschließer.
Die Normdatensätze werden nach den deutschen Regelwerken für die Formal- (RAK) bzw. Sacherschließung (RSWK) erstellt. Ab Mitte 2014 erfolgt für den Bereich der Formalerschließung die Umstellung auf das neue Regelwerk „Resource Description and Access“ (RDA). Die Katalogsprache ist deutsch, d.h. sämtliche Schlagworte, die Ansetzungsformen von Geographika, die Attribute zu den einzelnen Entitäten sowie alle Bemerkungen und Erläuterungen werden in deutscher Sprache erfasst.
Das Normdatenformat orientiert sich an den Vorgaben von MARC 21 – Authority.
Alle Normdatensätze sind mit einem Katalogisierungslevel (in 5 Stufen) versehen, der sich aus der Anmeldekennung des jeweiligen Bearbeiters ergibt und der dem Nutzer des Satzes ein Signal über dessen Qualitätsstufe gibt. Umfassend ausgebildete und erfahrene Normdatenexperten in den Bibliotheksverbünden sowie Spezialisten auf bestimmten Feldern (z.B. Musikredaktionen oder Redaktionen für einzelne Sprachen) decken dabei den höchsten Katalogisierungs- und Qualitätslevel ab. Für Anfragen, Rückmeldungen und Abstimmungsbedarf zwischen den verschiedenen zentralen und lokalen Redaktionen steht als Kommunikationsinstrument ein in die Arbeitsumgebung integriertes Mailboxverfahren zur Verfügung.
Einsatz und Nutzen der GND
Die GND stellt einheitlich normierte Metadatensätze zur Beschreibung und Identifizierung von Namen, Personen, Familien, Körperschaften, Werken und Schlagworten bereit; jede der enthaltenen Entitäten verfügt über einen eindeutigen, persistenten Identifier. Für jede Entität werden in deren Normdatensatz alle bekannten Namens- und Schreibungsvarianten erfasst.
Die Datensätze der GND stehen unter einer Creative-Commons-Zero-Lizenz zur Verfügung und können damit kostenfrei von allen Interessierten nachgenutzt werden. Der Bezug erfolgt über das OAI Protocol for Metadata Harvesting (OAI-PMH) oder über Search/Retrieve via URL (SRU). Die Bibliotheksverbünde des deutschsprachigen Raums übernehmen die Normdatensätze unmittelbar nach deren Eingabe oder Änderung via OAI-PMH in ihre Verbunddatenbanken und erstellen so regionale Spiegel der GND. Von dort erfolgt die Weitergabe von relevanten Teilmengen in die angeschlossenen Lokalsysteme. Zusätzlich stellt die DNB auch eine XML-RDF-Version der Normdaten in ihrem Linked-Data-Angebot bereit.
In den Datensätzen können Beziehungen innerhalb der Normdaten selbst (z.B. von einer Person zur Familie, von einer nicht mehr existierenden Körperschaft zu deren Nachfolgeorganisation, von einem Werk zu dessen geistigen Schöpfer) abgebildet werden. In den Datenbanken der Verbünde werden für jeden enthaltenen Titeldatensatz mindestens eine, meist jedoch sogar mehrere Relationen zu Normdaten hergestellt – zu Verfassern, Herausgebern, Mitarbeitern oder andere beteiligten Personen, zu Körperschaften, zu Werken (derzeit nur Werke der Musik) und zu Schlagworten. Durch den einheitlichen Identifier pro Normdatensatz ist gewährleistet, dass diese Relationen in jedem Verbund zur gleichen Entität führen. Trotz der verteilten Datenhaltung in Deutschland wird es so möglich, zugleich Literatur von einer Person als auch Literatur über diese Person zweifelsfrei und über Verbundgrenzen hinweg identifizieren zu können. Gesteigert wird dieser Nutzeffekt, wenn die Titel- und Normdaten dem semantischen Web zur Verfügung gestellt und dadurch weitere Relationen sichtbar werden.
Die GND wird auch in das Virtual International Authority File (VIAF) eingebunden, das die Übereinstimmung von Normdatenentitäten verschiedener Herkunft (verschiedene Ursprungsdatenbanken, verschiedene Regelwerke und Bearbeitungsstandards) sichtbar macht, indem es die Übereinstimmungen in Clustern präsentiert. Die GND ersetzen kann VIAF allerdings nicht, da über VIAF keine aktive Normdatenpflege möglich ist. Außerdem stehen in VIAF keine persistenten Identifier für die Entitäten zur Verfügung.
2. Die GND in den internationalen Katalogisierungsumgebungen
Die Gemeinsame Normdatei (GND) bleibt auch nach dem Übergang der Katalogisierung in die internationalen Katalogisierungsumgebungen als eigenständiger Datenpool und als kooperativ geführte Sammlung von Normdaten für Namen, Personen, Familien, Körperschaften, Werke und Schlagworte erhalten. Als Masterdatei für Normdaten des deutschsprachigen Raums steht sie neben den Datenpools der internationalen Katalogisierungsumgebungen; ihr Betrieb wird unabhängig von den Cloudsystemen weitergeführt.
Die praktische Arbeit in der GND
Eine Recherche in der Normdatei muss innerhalb der internationalen Katalogisierungsumgebungen möglich sein, wobei alle Informationen aus der Normdatei einsehbar sein müssen.
Die Neuerfassung von Normdatensätzen oder das Ändern bestehender Sätze erfolgt aus den internationalen Katalogisierungumgebungen heraus über einen Online-Zugriff und ohne Wechsel der Arbeitsumgebung für den Formal- oder Sacherschließer.
Über den Online-Zugriff aus den neuen Katalogisierungsumgebungen wird das Erfassungsformat für alle Normdaten-Entitäten vollständig und ohne Informationsverlust abgebildet.
Das Regelwerk für die Normdaten inklusive Anwendungsregeln und die Katalogsprache ergibt sich wie bisher aus den für den deutschsprachigen Raum festgelegten Standards. Das System der Katalogisierungslevel und der verteilten Normdatenredaktionen sowie das Kommunikationsverfahren innerhalb der GND wird von den Cloudsystemen unterstützt und bedient.
Einsatz und Nutzen der GND
Die GND stellt einheitlich normierte Metadatensätze zur Beschreibung und Identifizierung von Namen, Personen, Familien, Körperschaften, Werken und Schlagworten bereit und erfüllt so die Funktion einer Masterdatei. Jede der enthaltenen Entitäten verfügt über einen eindeutigen, persistenten Identifier.
Eine vollständige Replikation der GND in den jeweiligen Katalogisierungsumgebungen ist nicht zwingend erforderlich. Auch in den internationalen Katalogisierungsumgebungen muss eine Verknüpfung von Titeldaten zu Normdaten für Personen, Familien, Körperschaften, Werke und Schlagworten über deren jeweiligen Identifier möglich sein.